Auf der Suche nach dem Netzwerk sozialer und kultureller Akteure im PARKS wurde besprochen was sich in der Saison im Sommer 2019 für einzelne Stellvertreter*innen geändert hatte. Das WIR in PARKS wurde gesucht. Und welche Ideen und Ansätze für eine weitere Entwicklung des bestehenden und entstehenden Netzwerks sich noch finden lassen.
In erster Linie fiel auf, dass die Einstiegspunkte zu PARKS sehr verschieden waren. Neben Mitarbeit am Projekt oder direkte Nachbarschaft spielten auch Interessen an Gärtnern, Bauen oder Kulturprogramm eine Rolle.
Für manche der Akteur*innen wurde PARKS2019 als Prozess empfunden welcher eine Selbstorganisation erst in Gang setzte und den Blick für die Umgebung und die aktuellen Entwicklungen schärfte. Auch wenn diesen Entwicklungen teilweise mit Skepsis entgegen geblickt wurde war es spannend zu erfahren, dass bspw. das Atelierhaus Bullerdeich im Zuge der Sommeraktivitäten anfing einen internen eMail Verteiler zu nutzen. Auch anderen Akteur*innen von bspw. Südpol oder Künstler*innenhaus Wendenstrasse e.V. entwickelten nach und nach einen schärferen Blick für die tatsächliche Nachbarschaft und die Option für gemeinsame kulturelle Projekte und Aktionen (welche aber nach wie vor im Enstehen begriffen ist).
Eines der betont positiven Ereignisse war demzufolge auch das gemeinsame Abschlussfest an dessen Datum zum ersten Mal von kulturelles Neuland e.V., Südpol, dem Hochwasserbassin, Atelierhaus Bullerdeich bis zum PARKS und ZOLLO gemeinsam die Flächen aktiviert und bespielt wurden sodass die Überlegung eines lokalen WIRs greifbarer praktiziert wurde.
Das Atelierhaus Bullerdeich wurde mit dem Attribut “wachgeküsst” beschrieben, der vorherige Dornröschen Schlaf wurde auch von anderen Initiativen so empfunden. Im Vorfeld hatte ein eher ruhiges und industrielles Hammerbrook Gewohnheiten und Sicherheiten produziert welche es zuließen sich rein auf die eigene Arbeit und Alltagssituation zu konzentrieren.
Die nun anstehende politische Arbeit wurde als diese Ruhr störend empfunden. Zugleich aber fehlen noch weitere politische Ansprechpartner*innen die eventuell die vielfältigen Interessen untereinander abzustimmen hätten. So wäre es spannend, wenn BUE und Kulturbehörde gemeinsam mit der Finanzbehörde die lokalen Charakteristika stärken würden und ein engerer Austausch auf politischer Ebene gesucht würde. Sodass auch die Bürger*innen ein klareres Bild der als “die Stadt” empfundenen Akteur*innen und Planungsziele hätten.
Die gemeinsamen Spaziergänge und Führungen mit BUE Mitarbeiter*innen wurden hierfür bereits als sehr hilfreich und transparenzsteigernd wahrgenommen. Auch könne man daran eine Wertschätzung und Interesse der Nachbarschaft ablesen welche zu weiterem Handeln motiviert.
Dem gegenüber stand das Gefühl einer unklaren Politik was Beständigkeit des Projekts angeht. Die dauernde Unklarheit über eine Fortführung des Projekt hat auch manches Engagement verhindert oder verkompliziert. Erst eine gewisse Planungssicherheit, dass bspw. angepflanzte Setzlinge auch stehen bleiben werden und die angekündigte Zwischennutzung auch bereits als Nutzung anerkannt wird wurden als elementare Bestandteile einer weiteren gemeinsamen Entwicklung des Ortes beschrieben. Hier könnte es auch schon helfen an den jetzt wieder aufgestellten Zaun ein Hinweisschild mit der kommenden Saison zu hängen und in Medien und Online auf die Weiterführung des Projekt hinzuweisen.
Die Entdeckung des WIRs im PARKS hatte zudem die Idee zur Folge ein wanderndes Stammtisch Format zu entwicklen. In einem regelmäßigen Rhythmus könnte so jeder der Orte eine Veranstaltung planen und den eigenen Charakter hierbei mit einbringen. In einer Art Wanderungsprinzip könnten dann einzelne Akteur*innen dem Netzwerk ihre eigene Geschichte und Strategie gezielt erklären. Außerdem wären solche Veranstaltungen zugleich nach Innen an das Netzwerk gerichtet, könnten aber zudem auch direkt dieses Netzwerk nach Außen charakterisieren und lesbar werden lassen. So könnten zum Beispiel vor Konzerten gemeinsame Diskussionsveranstaltungen und Alena stattfinden. Das anschließende Konzert diese Plena jedoch direkt in kulturelle Aktion umsetzen. Weitere Formate wären bspw. Flohmärkte, Wanderungen, Bausessions etc.
Zur Organisation dieses Netzwerkes bedarf es einerseits einer kontinuierlich gepflegten online Struktur und weitere Newsletter wie bereits erprobt aber auch dezentralere Modelle wie bspw. Ein digitales schwarzes Brett oder ähnliches. Es bestand jedoch Einigkeit darüber, dass solche Online Tools nie das reale Treffen ersetzen werden, und daher ein gemeinsamer Treffpunkt weiterhin hilfreich und nötig sei. Dies könnte eine Rolle des PARKHauses oder der verbliebenen Halle auf dem PARKS Gelände sein.
Ausgehend von einem Kulturbegriff der sowohl Kunst, Performance und Theorie, als auch Essen, arbeiten, Sport treiben oder gemeinsam einen Ort bespielen umfasst wurde am Tisch Kultur im PARKS nach Ideen und Ansätzen für eine weitere Entwicklung der begonnenen Kulturansätze gesucht.
Hierbei spielten einerseits Ansätze einer niederschwelligen sportlichen Aktivierung des Ortes eine Rolle. Einerseits sollten die Aktivitäten sich möglichst jenseits der Kultur von mehr oder weniger geschlossenen Vereinsstrukturen bewegen und Vielen einen Zugang zu den Aktivitäten ermöglichen. Zudem wurde es als wichtig erachtet, Sportarten und Bewegungsarten zu finden, welche nicht kompetitiv funktionieren sondern Kooperation und gemeinsames Machen in den Vordergrund stellen. Beispiele hierfür waren etwa: BMX, Skateboarding, capoeira oder Parcours. Im Gegensatz zu Tennis oder Basketball geht es in diesen Sportarten nicht um das Gewinnen gegen jemand anderen sondern um die Aneignung der Raumes mit gemeinsamen und geteilten Praxen. Ein weiteres Charakteristikum des Ortes ist die relativ laute Akustische Situation seit dem Abriss der westlichen Halle welche auch geräuschintensivere Sportarten zulässt.
In einer Weiterführung dieser Überlegungen wurden Formate wie eine offene Freiluft (Kunst-)Werkstatt besprochen. Das weitere gemeinsame Arbeiten am Ort sowie die Möglichkeit wirklich haitisch tätig zu werden schienen dabei interessant. Auch gemeinsames Kochen und Essen, Grillen und Entspannen sollte der Ort ermöglichen um möglichst viele verschiedene Menschen anzusprechen.
Die Formate Werkstatt, Küche, Essen und Gärtnern hatten zudem einen Ansatzpunkt für didaktische und Bildungsformate. Auf die bereit stattgefunden Formate der HCU könnten weitere Austauschformate aufbauen in denen auch umgebende Schulen und Kitas mit den Nachbar*innen höheren Alters in Austausch treten und Kompetenzen geteilt werden. Zudem so ein Gedanke würde so eine Art Institution entstehen welche sich an der Schnittstelle zwischen Innen- und Außenraum betätigt und eine inklusive Bildungseinrichtung darstellt. Die bereits bestehenden Hallen hatten in der ersten Saison den Vorteil sowohl Außenraum als auch Innenraum zu sein und so den HCU Studierenden eine einzigartige räumliche Infrastruktur für Forschung zu räumlichen Praxen zur Hand zu geben.
Die forscherischen Formate könnten von Biogasanlagen über eine Patenschaft für einzelne Parzellen wie bspw. Seit 2001 in Lohmühlenpark versucht (jedoch upgedated und ausgebaut) oder nach Wiener Modell. In Wien werden sogar mittels Online Interface Parzellen im öffentlichen Raum an interessierte Bürger*innen vergeben und dann im ein Jahres Rhythmus bestellt. Hier wäre es spannend weiter im Ansatz der Kümmer*innenschaft oder der Patronage einzelner Flächen Organisationsmodelle zu erproben und weiter zu entwickeln. Dies bspw. Indem weitere Initiativen wie schon Zollo mit in den Prozess eingebunden werden.
Die Ansätze der modularen und veränderbaren Programmatik könnten zudem auch durch ein mobiles und veränderbares Mobiliar unterstützt werden. Skate-rampen können auch Möbel sein und umgekehrt. Die ersten BMX Session im PARKS hatten dies bereits gezeigt, eine weitere Erkundung dieses Potentials eines Modularen Raumes der sich immer weiter mit der Nutzung transformiert wäre aber spannend. Tische können auch Bühnenelemente für Konzerte sein etc. Auch könnte alles auf Rollen sein, so wie es schon im Hochwasserbassin erprobt wird, aber auch von der Highline in New York bekannt ist.
Der Zugang zum Wasser bietet zudem eine sehr charakteristische Möglichkeit eine Nutzungskultur in Zusammenarbeit mit den lokalen Initiativen zu entwickeln. RV Bille, Angler*innen und StandUpPaddeling sind bereits vor Ort. Deren lokales Know How mit einer gut strukturierten Leihkultur für Equipment zu kombinieren wäre möglich. Eine Idee der Aktivierung solcher Formate war es ein Seifenkisten Rennen in der Bille zu initiieren und zerebral und bunt zu testen wie gut es bspw. Schüler*innengruppen gelingt schwimmende Strukturen zu entwerfen, zu entwickeln und umzusetzen.
Das zwischen HCU und Hamburg Open Online University angedachten Archiv zum Wissensraum Bille wurde zudem unter dem Aspekt besprochen, dass Kultur auch immer in Zusammenhang mit gemeinsamen Praxen und Erzählungen über diesen entsteht. Ein kollektiv entwickeltes Archiv hat so die Möglichkeit Beispiele und Ansätze für mögliche Nutzungen im Raum zu sammeln und so die charakteristische Kultur der Ortes zu dokumentieren und für die Weiterentwicklung einer kollektiven Nutzungskultur zum Ausgangspunkt zu werden.